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schwitzbad - um:geordnet #2

Datum 

5.4.2022

Uhrzeit  

20 Uhr

Ort 

online

Sprache 

Deutsch mit Schweizerdeutscher Gebärdensprachübersetzung

Im Rahmen von schwitzbad – um:geordnet #2 diskutieren FupaMagic und Leslie Philbert über Rassismus, Fettfeindlichkeit und Gewichtsdiskriminierung aus intersektionaler Perspektive von BIPoC.

schwitzbad – um:geordnet #2


schwitzbäder – um:geordnet, initiiert von Sabian Baumann in Kollaboration mit Corinn Gerber, stellt stereotype Vorstellungen von Geschlecht und gängige Konzepte von Krankheit und Heilung in Frage. Das vorherrschende, normative Körperverständnis, das auch in Baden von fortdauernden kolonialen Strukturen geprägt ist, wird ins Gespräch gebracht. Es werden queere, Indigiqueere und Two-Spirit-Identitäten verhandelt. Rassismus und Fettfeindlichkeit unserer Gesellschaft werden aus der Perspektive von Schwarzen Menschen und People of Color kritisch diskutiert. Die Gespräche sind ein Versuch, heute anwendbare Visionen zu entwickeln. Sie sind vom 21. April bis 18. Mai 2022 in den Ruheräumen der von Mario Botta entworfenen Wellness-Therme Fortyseven zu hören und in Gebärdensprache zu sehen. 

FupaMagic ist Pädagogin, angehende Erziehungswissenschaftlerin im Schwerpunkt pädagogische Psychologie und multidisziplinäre Künstlerin. Neben ihrer Tätigkeit in der Bildungsforschung mit den Vertiefungsthemen integrative Bildung, Inklusion und Diskriminierungsdeterminanten in pädagogischen Settings arbeitet sie mit Fotografie, Musik und Performance Art. Sie referierte unter anderem bei "Heterogeneity and Inequality – Differentiation in Education and Consequences for Educational Inequalities" (bildungssoziologisches Netzwerk), am Science+Fiction Festival, leitet Reflexionsräume zu Rassismuskritik und greift auf eine mehrjährige Lehrtätigkeit u.a. mit Schwarzen Jugendlichen und Lernenden of Color zurück. Sie politisiert intersektional gegen Anti-Fat-Bias und konzipiert themenvielfältige Bildungsformate für altersheterogene Gruppen.

Leslie Philbert ist Autodidakt, die sich zwischen verschiedenen Gemeinschaften bewegt und viel Zeit damit verbringt, über Gesundheit und Heilung nachzudenken. Zur Zeit arbeitet Sie als Produktionsleitung im Tanzhaus Zürich. Zuvor arbeitete sie 10 Jahre als Sachbearbeiterin in den Sozialen Diensten.

GLOSSAR

(nach bla.sh.netzwerk)

Anti-fat-bias (auch: fat shaming, Fettfeindlichkeit): Vorurteile, die auf der Einschätzung einer Person als übergewichtig beruhen («ü***gewichtig» ist eine fettfeindliche, pathologisierende Sprachverwendung) und systematische Benachteiligung und Ausgrenzung einer Person aufgrund ihres Dickseins.

cisgender:  eine Cisgender-Person ist eine Person, die sich wohlfühlt in dem Geschlecht, welches ihr bei der Geburt zugeschrieben wurde

gender: bezeichnet den Geschlechtsausdruck (z.B. Kleidung und die Art sich zu bewegen etc.) einer Person, nicht das körperliche Geschlecht (Geschlechtsmerkmale)

genderqueer: eine genderqueere Person ist eine Person, die die Zuordnung in die geschlechtliche Norm und das Diktat binärer Geschlechtszuordnung ablehnt

heteronormativ: bezeichnet eine Weltanschauung, welche die Heterosexualität als soziale Norm postuliert

Institutioneller und struktureller Rassismus: Institutioneller Rassismus wird definiert als Rassismus, der in den Strukturen öffentlicher und privater Organisationen verankert ist. Struktureller Rassismus ist in (unhinterfragten) Werten und Normen inhärent und prägt unser Denken und Handeln.

intersektional, Intersektionalität: Diskriminierungen sind immer komplex und mehrschichtig. Disksriminierungsformen überschneiden sich und sind verwoben.

LGBTIQA2S+ steht für die Begriffe Lesbian, Gay, Bisexual, Transgender, Intersex, Queer oder Questioning und Two-spirit. Das + drückt weitere Begriffe aus, die in diesem Akronym nicht enthalten sind

non-binary:  nicht-binär, weder männlich noch weiblich

People of Color, Person of Color (PoC): Strategische Selbstbezeichnung und keine Bezeichnung von Hautfarbe:n. Ziel ist es, soziale Gemeinsamkeiten zwischen Communities mit unterschiedlichen historischen Hintergründen zu benennen, welche aus dem Konstrukt Rassismus entstanden sind. 

Privilegien: Wer keine Diskriminierung in einem gewissen Punkt erfährt ist in dieser Dimension privilegiert.

queer: Sammelbegriff für Personen, Handlungen oder Dinge in Abgrenzung zur Heteronorm

Rassifizierung (abgeleitet von Race) bezeichnet einen Prozess und eine Struktur, in denen Menschen nach rassistischen Merkmalen (Aussehen, Religion, Lebensform oder imaginäre Merkmale) kategorisiert, stereotypisiert und hierarchisiert werden.

Schwarze Person: Das Wort bezieht sich nicht auf eine Hautfarbe, sondern ist eine politische Selbstbezeichnung, die soziale Gemeinsamkeiten ausdrückt von Menschen of African descent, welche aus dem Konstrukt Rassismus entstanden sind. Schwarz wird in jedem Kontext mit grossem „S“ geschrieben, da es sich nicht um das Adjektiv „schwarz“ handelt. Soll nie als „Schwarze“ verwendet werden, sondern immer z.B. als Schwarze Menschen, Schwarze Lehrperson.

straight-sized: Kleidergrösse, die dem Körperstandard entspricht, welcher von den meisten Modedesigner:innen verwendet wird. Straight-sized Personen profitieren von Fettfeindlichkeit.

weiss: Als weisse Menschen bezeichnen wir jene, die nicht von Rassismus betroffen sind, von weisser Vorherrschaft profitieren und über entsprechende Privilegien verfügen. Um das sichtbar zu machen, wird weiss in dem Kontext kursiv geschrieben. Es ist keine Hautfarbenbezeichnung.


! Rassistische Wörter, die wir bei schwitzbäder um:geordnet NICHT verwenden, weil sie Menschen verletzen und entmenschlichen.(nach Bla.Sh.Netzwerk)

!Afrika, afrikanisch, Afrikaner*in: Afrika ist ein Kontinent wie z.B. Europa, Latein- und Nord-Amerika oder Asien. Er umfasst 54 Länder mit über 2000 verschiedenen Sprachen - ausser ‚afrikanisch’, diese Sprache gibt es nicht.

!Dunkelhäutig: Viele Menschen verwenden den Begriff „dunkelhäutig“ wie „farbig“ oder als Ersatz für das N-Wort, weil sie inzwischen wissen, dass dieses rassistisch ist. Dabei wird das vermeintlich „andere“ oft benannt während das vermeintlich „normale“ unbenannt bleibt.

!Farbig: Der Begriff suggeriert, dass es ein unsichtbares, unausgesprochenes „Wir“ gibt, welches „normal“ also „unfarbig“ und „farblos“ ist und daher nicht benannt werden muss.

!Indi***r:in: Die Selbstbezeichnung ist je nach Zugehörigkeit. Also z.B. Mohawk oder Kanyen'kehá:ka, Plains Cree oder Nêhiyaw. Zur Not kann der Sammelbegriff Indigen verwendet werden. Die deutsche Bezeichnung „Indianer“ geht auf das spanische Wort indio zurück, ein Neuwort aus der Kolonialzeit. Eingeborene:r, Ureinwohner:in sind kein Ersatz. 

!M****ling: Dieser Begriff ist – ähnlich wie der Begriff „Rasse“ – aus dem Tierreich entlehnt. Da Rassen allerdings auf Menschen bezogen ein soziologisches Konstrukt der Unterdrückung darstellt und kein biologisches, kann es auch keine Mischlinge geben.

!Mulatt*in: Der Begriff stammt vom lat. Wort mulu ab was zu Deutsch Maultier/Maulesel heisst. Genug Erklärung, um den Begriff nicht mehr zu gebrauchen. Das Maultier ist ein Tier, das sich nicht fortpflanzen kann.

!Mohr: Das Wort M** ist die älteste dt. Bezeichnung für Schwarze Menschen. Abgeleitet ist es vom griechische „Moros“, was töricht, einfältig, dumm und gottlos bedeutet. Ebenfalls steckt das Wort „maurus“ in diesem Begriff, welches schwarz, dunkel, afrikanisch bedeutet. Bis heute bringen viele Menschen dieses Wort mit Süssspeisen in Verbindung, die eine# Stereotypisierung Schwarzer Menschen bedient.

! N*******: Das N-Wort ist im rassistischen Konstrukt entstanden. Es ist eine Fremdbezeichnung für Schwarze Menschen von weissen Menschen, die sich nicht von ihrer rassistischen Entstehungsgeschichte entkoppeln lässt. 

!Rasse: Die Unterscheidung in „Rassen“ ist dem kolonialen Gedanken entsprungen, um die Unterdrückung gewisser Menschen zu rechtfertigen und die Herrschaftsmacht der europäischen Länder zu legitimieren.

Aus naturwissenschaftlicher Perspektive gibt es jedoch nur eine menschliche Art – der Mensch.

! Schwarzafrika, Schwarzafrikaner*in: Die primäre Funktion des Begriffes Schwarzafrikaner*in besteht darin, das N-Wort abzulösen, während der gesamte rassistische Kontext bestehen bleibt.

Die Schwitzbäder sind Gespräche im Thermalwasser. Das Diskursprogramm findet in Kooperation mit dem Verein Bagni Popolari in den historischen Wannenbädern im Bad zum Raben statt.